Mittwoch, 8. März 2017

Internationaler Frauentag 2017


Heute 8. März internationaler Frauentag. Und Frauensolidarität vor 100 Jahren? Eben fertiggestellt: Meine Video-Dokumentation einer Buchvorstellung und Lesung der Salzburger Historikerin Ingrid Bauer über Frauensolidarität der Zigarrenfabriksarbeiterinnen von Hallein (Österreich) vor 100 Jahren. Heute Nachmittag geht's zur großen Frauendemo. Zu erstreiten gibt's auch nach 100 Jahren Kampf um Gleichberechtigung leider noch genug. Wir sehen uns!

TSCHIKWEIBER HAUMS UNS G'NENNT ... Lesung



TSCHIKWEIBER HAUMS UNS G'NENNT ... – Die Historikerin Ingrid Bauer liest aus ihrem Buch (Auszug)

„'Tschikweiber haums uns g’nennt …'
Die Zigarrenfabriksarbeiterinnen von Hallein
Frauen. Arbeit. Geschichte“
von Ingrid Bauer.

BUCHVORSTELLUNG und LESUNG
am Donnerstag, 23. Februar 2017
im „Geschichtssalon im Beginenhof“ von Gisela Notz
Berlin - Kreuzberg

Das Buch zählt zu den österreichischen Pionierstudien der Oral History und rekonstruiert im Dialog mit einer heute historischen, noch vor dem Ersten Weltkrieg geborenen Arbeiterinnen-Generation ein eindrückliches Stück Frauengeschichte, Sozial- und Alltagsgeschichte, Gewerkschafts- und Industriegeschichte.

In den Blick kommen die selbstbewussten, gewerkschaftlich organisierten, protestbereiten und solidarisch agierenden Zigarrenarbeiterinnen aus dem österreichischen Salinenort Hallein, der nahe der Festspielstadt Salzburg liegt. "Die Zigarrenfabriklerinnen sind berühmt gewesen ...", heißt es dort noch heute. Die Historikerin Ingrid Bauer hat in den 1980er Jahren ausführliche Oral History-Gespräche mit diesem Frauen geführt: Über ihre Erfahrungen in der Kindheit, die alltägliche Routine der Kargheit und wie Arbeiten von klein auf gelernt wurde. Über ihre Rechtlosigkeit "im Dienst", Leben und Überleben in der Provinz und erste Ausbruchsversuche. Über die begehrten, weil gut bezahlten Frauen-Arbeitsplätze in der staatlichen Zigarrenfabrik und die damit verbundene Hoffnung, endlich einmal zu jenen zu gehören, denen es besser geht. Über Arbeitsstolz, Solidarität und andere subversive Versuche, die Belastungen der Akkordarbeit zu unterlaufen.

Es sind starke Geschichte, die in diesem Buch lebendig werden und unter der Oberfläche des regionalen Fallbeispiels Grundsätzliches erzählen: Über Festlegungen und Spielräume, Zwänge und Hoffnungen, Anpassung und Widerstand von Frauen/Arbeiterinnen, deren Lebensgeschichten verwoben sind mit den beiden Weltkriegen und der Zeit – des Hungers und der Trümmer – danach, mit Inflation, Weltwirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit der Zwischenkriegszeit, mit der Herrschaft der Austrofaschisten und Nationalsozialisten.

Der Verlag „Die Buchmacherei“ in Berlin hat das erstmals 1987 erschienene Buch 2015 (2. Auflage 2016) in erweiterter Form neu aufgelegt, weil er der Meinung ist: „Es sind Geschichten, die auch in der Gegenwart, in einer Zeit, in der es neuer Formen von Solidarität, Widerstandsgeist und konstruktiver Einsprüche bedarf, aktuell bleiben.“

FILM
Im Anschluss an die Buchvorstellung wurde der Film „Nicht stillhalten, wenn Unrecht geschieht“ (Uwe Bolius/Robert Angst, 2002) gezeigt. Er ist Agnes Primocic (1905–2007), einer der Halleiner Zigarrenarbeiterinnen –  Betriebsrätin und Widerstandskämpferin – gewidmet. Der Film liegt dem Buch auf DVD bei.

BUCH
Verlag Die Buchmacherei, Berlin 2015
ISBN 978-3-00-049940-1, EUR 20,-
Bestellungen: www.diebuchmacherei.de oder im Buchhandel.

VORTRAG
Kontakt zur Autorin: bauer-i@gmx.net